Weihbischof Zekorn besucht Pfarrei in Sassenberg und Füchtorf

Ehrenamtliche informieren im Lebens-Mittel-Punkt über ihre Arbeit.

Der Donnerstag ist für Hildegard Nährig ein voller Tag. Morgens um 6 Uhr holt sie beim Bäcker Brot und Brötchen vom Vortag, ab 9 Uhr steht sie im „Lebens-Mittel-Punkt“, um mit Helferinnen und Helfern alles für die Ausgabe ab 14 Uhr vorzubereiten. „Bis alle versorgt sind, ist es inzwischen meist 18 Uhr“, berichtet sie aktuell von einem großen Andrang.

Das alles erfuhr Weihbischof Dr. Stefan Zekorn bei seinem Besuch am 9. November in der Sassenberger Tafel, dem sogenannten „Lebens-Mittel-Punkt“. Seit 2008 gibt es die Initiative der evangelischen und katholischen Kirche sowie der Kolpingfamilie. Der Besuch war Teil der Visitation von Weihbischof Zekorn in der Pfarrei St. Marien und Johannes in Sassenberg und Füchtorf, die in der Regel alle vier Jahre, vorgegeben durch das Kirchenrecht, stattfindet.
„Ich danke Ihnen für Ihr großartiges Engagement“, wandte sich der Weihbischof stellvertretend für alle Ehrenamtlichen im Lebens-Mittel-Punkt an Hildegard Nährig, die seit 13 Jahren dabei ist, Christa Bornhagen, Mitgründerin der Initiative und bis vergangenes Jahr aktiv, sowie Christoph Irzik, Vorsitzender des Vereins. Gerade in der derzeitigen Situation, in der die Menschen durch den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen vor besonderen Herausforderungen stünden, gebe das große ehrenamtliche Engagement in Sassenberg Hoffnung, so der Weihbischof.
22 Fahrer holen im Wechsel an den Werktagen die aussortierte Ware von den teilnehmenden Supermärkten ab, je fünf der insgesamt 15 Helferinnen geben die Ware donnerstags an Personen, die in der Fachsprache als sogenannte Bedarfsgemeinschaften bezeichnet werden, aus. „Es könnten gerne noch mehr Ehrenamtliche sein“, berichtete Hildegard Nährig, schließlich seien einige schon 80 Jahre und älter, und Ausfälle durch Urlaub oder Krankheit müssten immer mit eingeplant werden. 
Während viele Tafeln in Deutschland mit zurückgehenden Lebensmittelspenden zu kämpfen haben, kann das Sassenberger Team derzeit noch alle Bedarfsgemeinschaften gut versorgen. „Die Discounter und Lebensmittel-Händler in der Stadt waren damals sofort dabei, als die Idee aufkam“, erinnert sich Helmut Helfers, Leiter der Amtes für Soziale Angelegenheiten bei der Stadt Sassenberg. Inzwischen hätten sich auch örtliche Erzeuger, beispielsweise Spargelhöfe, angeschlossen. Auch private Spender gebe es regelmäßig. Dennoch seien die Lebensmittel, besonders an der Frischetheke, abends komplett ausverkauft. Waren im Mai noch 42 Karten vergeben – hinter einer Karte kann sich eine Einzelperson oder eine Großfamilie verbergen – seien derzeit alle 100 Karten verteilt. „Das entspricht 304 Personen, davon 134 Kinder“, unterfütterte Irzik den Ist-Zustand mit Zahlen. „Mehr ist logistisch nicht möglich“, ergänzte Hildegard Nährig.
Weihbischof Zekorn, der auch einen Blick in das Kühlzimmer und das Regalsystem hinter dem Ausgabelokal werfen durfte, warb für ein anderes Bewusstsein für Nahrungsmittel und den Einkauf, denn noch immer würden zu viele Lebensmittel entsorgt. „Wir brauchen kreative Lösungen in unserer Gesellschaft, mit denen wir die Wertschätzung für Lebensmittel in der gesamten Kette von der Landwirtschaft und Industrie bis zum Verbraucher schärfen“, betonte er. 
Der ganztägige Besuch in der Pfarrei diente dem Weihbischof, der den Tag über von Dechant Andreas Rösner begleitet wurde, unter anderem dazu, sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. In Sassenberg und Füchtorf gehörten dazu außerdem Gespräche mit dem Seelsorgeteam sowie Besuche in der Tagespflege in Füchtorf und im Altenzentrum St. Josef in Sassenberg. „Die ehren- und hauptamtlich Engagierten gestalten in der Pfarrei St. Marien und St. Johannes eine sehr lebendige Glaubensgemeinschaft“, betonte Zekorn am Abend, nachdem er auch mit den Gremienvertretern von Kirchenvorstand und Pfarreirat sowie Hauptamtlichen ins Gespräch gekommen war. Im Mittelpunkt standen dabei die Gestaltung der zukünftigen Pastoralen Räume, der Synodale Weg sowie die Herausforderung, Menschen für den Glauben zu begeistern. 
Bildunterschriften: 
Weihbischof Zekorn (3. von rechts), der von Weihbischof Stanojevic (3. von links) von der serbisch-orthodoxen Gemeinde im Rahmen einer Hospitation begleitet wurde, besuchte den Lebens-Mittel-Punkt in Sassenberg und kam mit den Vertreterinnen und Vertretern des Vereins, Christoph Irzik (links), Helmut Helfers (2. von links), Hildegard Nährig (2. von rechts) und Christa Bornhagen ins Gespräch.
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann